Auf den Standortentscheid muss der Ausstiegsfahrplan folgen

Die Nagra hat heute bekannt gegeben, an welchem Standort sie den Bundesbehörden den Bau des Kombilagers für radioaktive Abfälle vorschlagen wird. Es handelt sich um Nördlich Lägern. Die Organisationen der Allianz Atomausstieg sind überzeugt, dass die betroffene Bevölkerung den Bau eines Tiefenlagers nur dann akzeptieren wird, wenn die vielen noch offenen Fragen beantwortet werden und ein Zeitplan für die Abschaltung der Atomkraftwerke festgelegt wird.

Ohne eine endgültige Begrenzung der Betriebsdauer der Atomkraftwerke steht das Projekt eines Tiefenlagers auf wackligen Beinen. Bei der Wahl des Standorts muss das Volumen des einzulagernden Abfalls berücksichtigt werden, das von den Abschaltterminen der Kraftwerke abhängt. Die Festlegung dieser Daten muss daher logischerweise die Wahl des Standorts begleiten. Neben dem Fehlen eines Zeitplans machen die in der Allianz Atomausstieg zusammengeschlossenen Organisationen darauf aufmerksam, dass viele sicherheitsrelevante Fragen ungeklärt sind. Wie Prof. Walter Wildi, Geologe und ehemaliger Präsident der Expertengruppe Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle (EKRA), bekräftigt: «Es gibt noch viele Hürden und Hindernisse. Mehrere notwendige Studien stehen noch aus oder sind noch nicht abgeschlossen. Angesichts der schwierigen geologischen Bedingungen stellt sich die Frage, ob eine Standortwahl heute oder erst später getroffen werden kann und soll.»

Die Allianz Atomausstieg fordert, dass der Prozess, der zu einem geologischen Tiefenlager führt, Forschungsergebnisse laufend berücksichtigt, was auch die Möglichkeit einschliesst, die Standortwahl zu revidieren. Um eine möglichst sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle zu gewährleisten, ist es notwendig, dass die Grundsatzfragen des Lagerkonzepts im Lichte neuer wissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse immer wieder kritisch überprüft werden. Die Allianz fordert daher die Einrichtung eines unabhängigen wissenschaftlich-technischen Begleitgremiums ausserhalb der bisherigen Trägerstruktur des Sachplanverfahrens.

«Bei diesem Projekt, das künftige Generationen für Jahrtausende bindet, muss die Sicherheit oberste Priorität haben. Die Risiken müssen wirklich berücksichtigt werden, und im Zweifelsfall müssen die Prozessschritte revidiert werden können. Schliesslich muss ein Ende der Produktion von hochradioaktiven Abfällen festgelegt werden», so Christian van Singer, Präsident der Allianz Atomausstieg.

Die Allianz wird sich nach diesem Standortentscheid dafür einsetzen, dass die nukleare Sicherheit im Tiefenlagerprojekt nicht vernachlässigt wird und fordert die Politik auf, endlich klare Rahmenbedingungen für einen möglichst verantwortungsvollen Umgang mit hochradioaktiven Abfällen zu schaffen, indem sie konkrete Abschalttermine für die noch laufenden Atomkraftwerke festlegt.